Lesung
SAT | 8.12., 15.30 – 16 h LESUNG
Aris Fioretos: „Die halbe Sonne“
Was schulden wir unseren Eltern? Was schuldet der Mensch dem Staat, den er verlässt, den er wählt? Aris Fioretos erzählt die Geschichte (s)eines griechischen Vaters rückwärts: vom Tod auf der Pflegestation über das Leben eines Auslandsgriechen bis zurück in die Zeit vor dem ersten Kind, als der Vater noch kein Vater war.
Auszug:
Intermezzo
EIN SOHN: Es geht schleppend voran, aber ich habe vor, mich zurückzuarbeiten. Jedes neue Tableau wird ein Schritt – ein Jahr, ein Atemzug – zurück zu der Zeit, bevor du Papa wurdest. Das Ende wird dein Anfang sein. Dies ist ein Rückwärtsgesang.
DER GESTERBTE: Wozu soll das gut sein?
EIN SOHN: Ich will dich doch retten! Dich zu einem Menschen machen, der nicht Papa ist und deshalb auch nicht als Papa sterben kann.
DER GESTERBTE: Aber ich will Papa sein. Es gibt nichts Besseres.
Aus: Aris Fioretos, Die halbe Sonne, aus dem Schwedischen übersetzt von Paul Berf, München: Carl Hanser Verlag 2013.
Aris Fioretos ist schwedischer Schriftsteller und Übersetzer griechisch-österreichischer Herkunft. „Die halbe Sonne“ erscheint Ende Januar 2013 beim Carl Hanser Verlag, „Der letzte Grieche“ erschien 2011.